Einfach mal optimistisch loslegen.
Da war das gut gefüllte Ramsch- und Restpostenlager meiner Göttergattin aus dem stationären Laden. Daher hatte ich reichlich Ware. Was soll schon passieren?
Ihre private eBay-Anmeldung aus 2011 hatte ich kurzerhand auf gewerblich umgestellt. Es gab keinerlei Beanstandungen von eBay. Dank meiner völligen Unwissenheit hatte ich keinen Stress und dachte nicht darüber nach, was bei eBay keinen Sinn ergeben würde. Damals war es wie ein Flohmarkt, und auch heute ist es noch einer. Daher war das Portal einfach.
Amazon gestaltete sich etwas schwieriger. Aber im Vergleich zu den heutigen Regularien, Vorschriften und Dokumenten war der Einstieg dort im Jahr 2014 ebenfalls recht unkompliziert. Und wenn es der damalige „dümmste anzunehmende User“ geschafft hat, musste es einfach gewesen sein.
Damit hatte ich die „Lizenz zum Thrill“ in der Tasche: einen eigenen Webshop mit Rechnungserstellungs-Tool. Ich habe die Portale eBay und Amazon aktiviert und einen ganzen Keller voller Restposten aus der Party-Branche. Ich erwachte aus meiner Erholungspause und vergangenen Tagen. Ich nahm Anlauf und ließ die Tasten glühen.
Als winzige, wirklich minimale Entschuldigung für die folgenden Zeilen sei gesagt, dass ich mit meinem Umzug ins Rheinland plötzlich gute 430 km von meiner Heimatbasis Hamburg entfernt war.
Zudem zähle ich dort heute immer noch nur Polizeibeamte oder Dienstleister im Fitnessbereich zu meinen Freunden und Bekannten. Es ist bekannt, dass der fehlerfreie Umgang mit den verschiedenen Fähigkeiten im Online-Handel keine Qualifikation oder Eignung dieser beiden Berufsgruppen darstellt. Es war also niemand da, den ich hätte fragen können…
Der „dümmste anzunehmende User“ legte also los. Das Büro (Fax, Drucker, Computer) befand sich im Dachgeschoss eines dreistöckigen Mietshauses. Die Ware wurde mit dem Auto in unsere Garage gebracht. Das Auto musste draußen bleiben. Genau 86 Treppenstufen, hoch und runter. Oben angekommen, über den Uralt-Epson, wurden die Rechnungen ausgedruckt, mit viel Copy&Paste. Dann wurden die Adressen mit Hilfe von Zweckform Label-Vorlagen aufgeklebt. Gegen 10 Uhr ging es mit dem ersten Stapel wieder runter – alles verpackt(*). Ich schnappte mir den Hund und ging bis 13 Uhr zur örtlichen Post mit zwei blauen IKEA-Tüten. Der Hund musste sowieso raus. Das gleiche System wiederholte sich nach dem Spaziergang mit dem Hund bis 17 Uhr, damit die Pakete noch am selben Tag verschickt werden konnten. Der Hund musste ja wieder raus.
So habe ich das ungefähr vier Monate lang gemacht. Inzwischen hatte ich bereits die zweite und dritte Garage im Nachbarhaus angemietet. Also druckte ich immer oben aus, fuhr mit einem Einkaufswagen von Edeka die zwei Garagen im Nachbarhaus für die „Abholung“ ab und ging dann nach etwa 500 Metern Rundgang in meiner heimatlichen Garage ans „Verpacken“. Bei Regenwetter legte ich eine Plane über die Artikel. Inzwischen war ich schon dreimal am Tag bei der Post. Zumindest der Hund freute sich. Effizienz und System waren damals noch nicht wirklich meine Stärke.
-
- „Die Verpackung ist wichtig!“ Das war mir damals, mit Verlaub, völlig egal. Hauptsache, es kam möglichst unbeschädigt beim Kunden an. Dank des stationären Ladens hatte ich genug Kartons und Pappe. Alles, was passte, kam in einen Karton. Wenn es nicht passte, schnitt ich die Pappe aus den großen Kartons mit einem abgenutzten Cutter passend zurecht. Braunes Klebeband drum herum. Das passt schon. Es war nicht schön, aber es kam an!
Dass jeder Meter zwischen „pick & pack“ Geld kostet! Dass man als Unternehmer nicht alles verkaufen und erst recht nicht verpacken sollte! Dass ein guter Einkaufspreis, eine angemessene Logistik und die Nutzung von Synergien sowie eine sinnvolle Prozessvorbereitung (auf Englisch: Skalierung) in dieser Branche über Gewinn oder Verlust entscheiden… !!!
… davon hatte ich weder Ahnung noch eine Vorstellung. Das kam dann jedoch mit Wucht!
Davon erzählt der DAU dann ein andermal. Bleibt sauber! 🙂