Die transport logistic 2023 vom 09.-12.Mai 2023 in München brach alle Rekorde und zog mehr als 75.000 Gäste aus über 120 Ländern an. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit, Digitalisierung, alternativen Antrieben und dem Fachkräftemangel, und es gab viele spannende Entwicklungen in diesen Bereichen. Hier ist eine detailliertere Aufschlüsselung der wichtigsten Themen:
Fachkräftemangel: Die Logistikbranche steht vor erheblichen Herausforderungen aufgrund des Mangels an qualifizierten Fachkräften. Im Jahr 2022 beliefen sich die Kosten für den Mangel an Fahrern allein in Deutschland auf rund 10 Milliarden Euro. Um dieses Problem anzugehen, betonte Prof. Christian Kille von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt die Eigenverantwortung der Branche. Maßnahmen wie Weiterbildungen und die Schaffung einer positiven Unternehmenskultur sind notwendig, um Fachkräfte anzuziehen und zu halten. Steffen Küpper, Chief People & Culture Officer bei Leschaco, stimmte dem zu und betonte die Bedeutung eines verbesserten Images der Logistikbranche am Arbeitsmarkt.
Digitalisierung: Die transport logistic 2023 bot Raum für innovative Lösungen im Bereich der Digitalisierung. Ein herausragendes Beispiel ist die elektronische Lieferanzeige (Cloud4Log), die von 50 Unternehmen genutzt wird. Diese digitale Lösung, entwickelt vom Bundesverband Logistik (BVL) und GS1 Germany, bietet eine einfache und unkomplizierte Handhabung. Sie erfordert weder spezielle Software noch Hardware-Implementierungen. Die digitalen Transportdokumente werden in einer zentralen Cloud gespeichert und können dort eingesehen und um zusätzliche Informationen ergänzt werden. Unternehmen wie die Drogeriekette DM setzen bereits auf diese Lösung und loben ihre Benutzerfreundlichkeit.
Alternative Antriebe und Nachhaltigkeit: Um die CO2-Emissionen im Verkehrssektor bis 2030 drastisch zu reduzieren, muss der Verkehrssektor seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Gerhard Schulz von Toll Collect betonte die Dringlichkeit dieser Aufgabe für das kommende Jahrzehnt. Es gibt drei wichtige Schritte, um dieses Ziel zu erreichen: Erstens müssen mehr Fahrzeuge mit neuen Antrieben verfügbar sein. Daimler Nutzfahrzeuge kündigte an, dass die Anzahl emissionsfreier LKW ab 2025 stark zunehmen wird und der Schwerpunkt auf der Entwicklung von LKW mit Wasserstoffantrieb liegt. Zweitens muss die Infrastruktur für die neuen Antriebe ausgebaut werden. Andreas Gentzsch vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betonte, dass hierfür ein gewisses Risiko eingegangen werden muss, indem Netze vorausschauend gebaut werden. Drittens wird die geplante Einführung einer CO2-Maut zum Jahresende Anreize für Investitionen in neue Fahrzeugflotten schaffen.
Open-Source-Lösungen und Zusammenarbeit: Um an der Spitze des Logistics Performance Index der Weltbank zurückzukehren, ist eine verstärkte Zusammenarbeit in der Logistikbranche erforderlich. Mario Cavallucci, Vice President Europe bei AIT Worldwide Logistics, betonte die Notwendigkeit, vom isolierten Denken wegzukommen. Insbesondere im Bereich der IT und Software bietet sich eine Kollaboration an. Die Open Logistics Foundation setzt sich dafür ein, dass Logistikunternehmen ihre IT-Systeme öffnen und gemeinsame Standards nutzen, um die Vorteile der Kollaboration zu nutzen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine effizientere und nahtlosere Integration von Technologien und macht Unternehmen attraktiver für Mitarbeiter.
Alternative Antriebe im Fokus:
a. Praxistests für Wasserstoff-LKW: Nach dem Erfolg von E-Lastwagen werden nun vermehrt LKW mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb in der Praxis getestet. Es besteht jedoch noch Nachholbedarf bei der Infrastruktur, insbesondere bei Tankstellen für Nutzfahrzeuge. Dennoch ist der Verkehrssektor wichtig, um das Thema Dekarbonisierung insgesamt voranzutreiben.
b. Schrittweiser Abschied vom Diesel: Michael Brell von Aral/BP stellte fest, dass es noch lange dauern wird, bis der Diesel nicht mehr benötigt wird. Die Nutzung von Dieselkraftstoff wird sich jedoch bis 2035 sukzessive um 70 Prozent verringern. Die Anschaffung von alternativen Antrieben ist derzeit nur aufgrund von Fördermaßnahmen wirtschaftlich rentabel, und die Ladeinfrastruktur muss schnell ausgebaut werden.
c. Spezielle Logistikimmobilien für Elektromobilität: Die städtische Logistik der Zukunft wird von Elektromobilität geprägt sein. Bis 2030 sollen 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein. Es besteht bereits eine starke Nachfrage nach Logistikimmobilien, die für die Lagerung von Lithium-Ionen-Batterien geeignet sind. Die Herausforderung besteht darin, dass verschiedene Batteriesysteme unterschiedliche Anforderungen an die Immobilien stellen, und die Behörden müssen sich noch ausreichend mit dem Thema Batterietechnologie befassen, um die Immobilienentwicklung zu erleichtern.
d. Alternative Kraftstoffe und Rahmenbedingungen: Die Logistik wird eine wichtige Rolle beim Markthochlauf alternativer Kraftstoffe spielen. Es ist jedoch entscheidend, neue Transportketten für den Aufbau von Produktionskapazitäten und die Verteilung der Treibstoffe zu definieren. Die Unternehmen benötigen langfristige Planungssicherheit, transparente Regulierungen und einen Finanzierungsrahmen, der den Transformationsprozess berücksichtigt. Es besteht Bedarf an Verbesserungen bei den restriktiven Taxonomie-Regeln der EU.
Quellen: https://www.dvz.de/rubriken/logistik/detailnews/worauf-es-jetzt-ankommt.html und https://files.messe-muenchen.de/corporate/media/de/global_media/global_media_press/press_fair_websites/press_trl/trl_pr_2023/trl_pr_2023_05/trl_pr_2023_05_Ausstellerstatements_transport_logistic_2023.pdf