Inflation und ein schwaches Konsumverhalten haben dazu geführt, dass die Otto Group Verluste verzeichnet und in die roten Zahlen gerutscht ist. Der einstige Boom im Onlinehandel während der Corona-Jahre ist vorerst vorbei, und die anhaltenden Kriege und die Inflation haben die Kauflust der Menschen gedämpft. Alexander Birken, der Konzernchef von Otto, prognostiziert, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis sich die Lage verbessert und das Unternehmen wieder seine frühere Gewinnstärke erreicht. Er sagte: „Die Rückkehr zur alten Gewinnstärke wird zwei Jahre dauern.“
Trotz dieser Herausforderungen investiert Otto weiterhin unermüdlich, um im sich schnell verändernden Onlinehandelsmarkt führend zu bleiben. Allein für das Geschäftsjahr 2023/24 sind Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe geplant, unter anderem in den Lieferservice und den Ausbau der konzerneigenen Logistik.
Die Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2022/23 zeigen, dass Otto einen Verlust von 413 Millionen Euro verzeichnete (bis Ende Februar). Im Vorjahr, das vom Onlineboom während der Coronapandemie begünstigt wurde, erzielte das Unternehmen noch einen Gewinn von über 1,8 Milliarden Euro, nach rund 842 Millionen Euro im ersten Jahr der Pandemie.
Der Umsatz von 2022/23 lag mit 16,2 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres (16,1 Milliarden Euro). Die bereits unter dem früheren Konzernchef Michael Otto eingeleitete Internationalisierung der Gruppe erwies sich als Stütze. Während der Umsatz im Inland um 9,2 Prozent auf 9,0 Milliarden Euro zurückging, stieg das Geschäftsvolumen im Ausland um 9,6 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro.
Alexander Birken, der Konzernchef, äußerte sich enttäuscht über die Ergebnisse und erklärte: „Die Zahlen zeigen, dass auch wir uns dem Markttrend nicht entziehen konnten. Die sehr bewegten und bewegenden Zeiten vor dem Hintergrund des grauenvollen Krieges in der Ukraine, der Energiekrise, der Inflation und der damit einhergehenden Konsumflaute schlagen sich auch in unseren Geschäften nieder.“
Birken führte den Rückgang des Inlandsumsatzes teilweise auf eine Rückkehr zum Konsumverhalten vor der Pandemie zurück. Die Menschen geben wieder mehr Geld für Reisen und Kultur aus, und mit dem Ende der Coronamaßnahmen wird auch wieder vermehrt im stationären Einzelhandel eingekauft.
Was die Aussichten für das Jahr 2023/24 betrifft, äußerte sich der Otto-Konzernvorstand vorsichtig. Birken sagte, dass es zwar eine Normalisierung geben werde, aber er könne nicht genau sagen, wann dies der Fall sein werde. Er erwartet ein stabiles Umsatzniveau und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. Im Geschäftsjahr 2022/23 betrug das Ebit lediglich 22 Millionen Euro. Es besteht die Möglichkeit, dass das laufende Jahr erneut mit Verlusten abschließt.
Birken hatte bereits vor einem Jahr darauf hingewiesen, dass beispielsweise Preiserhöhungen nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden könnten, was sich negativ auf die Gewinne auswirke. Letztendlich haben die Kunden auch weniger Geld ausgegeben als erwartet.
Er führte weiter aus: „Negativen Einfluss hatten zudem das hohe Volumen der auf Basis gänzlich anderer Wirtschaftsprognosen für 2022/23 getätigten Warenvorbestellungen und der dadurch in der Konsequenz notwendige Abverkauf über Rabatte.“ Für das laufende Jahr hat das Unternehmen eine „viel defensivere Einkaufsstrategie“ verfolgt.